Innere Antreiber sind mehr als eine aus uns selbst heraus entstehende Motivation. Es sind tief im Unterbewusstsein verwurzelte Annahmen über uns selbst, die uns auf eine bestimmte Art und Weise handeln lassen, uns antreiben. Es handelt sich um verinnerlichte Lebensregeln, die jedoch manchmal auch am Ziel vorbeiführen. Sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext.
Im Grunde sind sie jedoch wertvoll und unterstützen uns im Leben und repräsentieren positive Eigenschaften, wie Genauigkeit, Freundlichkeit, etc. Aber zu stark ausgeprägte innere Antreiber können zu einem zwanghaften Verhalten führen und unsere Wahlmöglichkeiten Stück für Stück beschränken.
Die gute Nachricht: Es gibt Wege, diese stressigen Dynamiken zum Vorteil zu wenden, damit Stress, Erschöpfung und Burnout vorgebeugt werden und das eigene Wohlbefinden langfristig gesteigert werden kann.
Woher kommen nun die inneren Antreiber? Es sind in der Kindheit erlernte Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster. Gab es beispielsweise als Kind immer nur Aufmerksamkeit und Zuneigung, wenn du etwas Besonderes geleistet hast, dann kann es sein, dass du „Liebe = Leistung“ in deinem Unterbewusstsein verknüpft hast. Oder, wenn du als Kind einmal erlebt hast, dass dir niemand geholfen hat, als du dringend Unterstützung benötigt hättest, kann es sein, dass du den inneren Antreiber „ich schaffe das alleine“ entwickelt hast. Dies sind natürlich nur zwei kleine Beispiele, die jedoch gut verdeutlichen, wie wir bereits schon aus unseren Kindheitserlebnissen Verhaltensmuster übernehmen, die uns heute auf eine bestimmte Art und Weise so reagieren lassen, wie wir uns vielleicht gar nicht verhalten möchten. Diese inneren Antreiber sind als Glaubenssätze verankert. Sie agieren unbewusst und automatisch, der Verstand ist dabei ausgeschaltet, sie bestimmen vor allem in Stresssituationen unser Denken, Fühlen und Verhalten.
Du kannst innere Antreiber anhand verschiedener Anzeichen erkennen. Es reicht jedoch nicht aus, sie alleine an Wortfloskeln oder Gesten festzumachen. Es kann sehr sinnvoll sein, ein Gefühl dafür zu entwickeln, welche Stimmung der Antreiber bei dir und anderen entstehen lässt, wenn du in verschiedenen Stressmomenten bist. Es gibt jedoch allerhand Hinweise auf Antreiber, die du auch beobachten kannst. Jeder Antreiber wird gekennzeichnet durch eine typische Kombination von:
· Wortwahl
· Sprechweise
· Gesichtsausdruck
· Gesten
· Körperhaltung
Jeder von uns weist Verhaltensweisen auf, die sich in einem der Antreiber-Typen wiederfinden
Typ 1
Glaubenssatz: ICH MUSS STARK SEIN!
Du sagst unbewusst zu dir selbst: “Wenn du Zuwendung und Anerkennung willst, dann sei immer cool und stark.” Gerade in Situationen, in denen du selbst in Bedrängnis bist und es dir besonders wichtig ist, dein Sicherheitsgefühl wiederzuerlangen, wird sich der “Sei stark!”-Antreiber besonders stark in deinem Denken, Fühlen und Verhalten ausdrücken.
Du löst Probleme also am liebsten alleine, dein Motto heißt: Zähne zusammenbeißen, um jeden Preis? Du arbeitest gleichmäßig und zuverlässig. Du gehst lieber bei Menschen auf Distanz als Nähe zu zeigen oder zuzulassen? Wer zu sehr in dieser inneren Haltung gefangen ist, versteht diese oftmals als Appell, alles alleine zu machen, die Kontrolle zu behalten und Gefühle weniger zu zeigen.
Personen mit dem Antreiber „Ich muss stark sein“ mühen sich oftmals bis zum Letzten ab, sie wollen für die bewältigten Aufgaben belohnt werden. Leben wir diesen Antreiber zu intensiv, empfinden wir uns kämpfend, angespannt und von der Arbeit oder unseren Aufgaben erdrückt. Das belastet und wirkt angestrengt, verkrampft und unruhig nach außen.
Wie also dem inneren Antreiber den Wind aus den Segeln nehmen? Wechsle doch einmal die Perspektive.
Entdecke den Weg vom Antreiber hin zum Erlauber:
• Ich darf vertrauen
• Ich darf anderen meine Wünsche mitteilen
• Ich darf mir Hilfe holen
• Ich darf Gefühle zeigen, ja das ist sogar ein Zeichen von Stärke
Typ 2:
Glaubenssatz: ICH MUSS MICH BEEILEN!
Du bist ständig in Bewegung und dauernd beschäftigt. Mehrere Dinge machst du gerne zeitgleich. Du empfindest dich in deinem Umfeld als Motor, der die Dinge schnell voranbringt und hast das Gefühl, dass du keine Zeit zum verschwenden hast. Langsamkeit und Menschen, die trödeln regen dich auf?
Beeinflusst uns dieser innere Antreiber zu stark und beeilen wir uns zu sehr und kommen schlecht zur Ruhe. Wir können andern gegenüber als sehr fordernd oder ungeduldig erscheinen. Wir neigen dann zu unüberlegten „Schnellschüssen“. Gespräche werden oftmals zwischen „Tür und Angel“ geführt, so vermitteln wir unserem Umfeld, stets auf dem Sprung zu sein.
Diese Menschen können sich zwar schwer auf nur eine Sache konzentrieren, sind aber sehr gut darin, Multitasking-Fähigkeiten an den Tag zu legen. Die Langsamkeit mancher Menschen regen sie auf, ihr Gegenüber unterbrechen Sie gerne einmal, wenn es nicht auf den Punkt kommt, denn Zeit darf nicht verschwendet werden.
Perspektivenwechsel zum Schonen der Ressourcen: Weg vom Antreiber hin zum Erlauber!
• Ich darf Pausen machen
• Meine Zeit gehört nur mir
• Ich darf meine Tagesform und meinen Rhythmus berücksichtigen
• Manches muss nicht sofort erledigt werden
Typ 3:
Glaubenssatz: ICH MUSS ES ALLEN RECHT MACHEN!
Ein „Nein“ zu sagen kommt gar nicht in Frage oder fällt dir sehr schwer, denn du möchtest es ja allen recht machen. Akzeptiert, anerkannt und liebenswürdig zu sein, anderen zu gefallen, ist dir wichtiger, als die eigenen Interessen durchzusetzen. Andere Menschen zu kritisieren fällt dir schwer? Von anderen zu hören, dass du die Sache gut gemacht hast, ist für dich das höchste Lob?
Personen mit diesen inneren Antreibern wollen gefallen und fühlen sich für das Wohl der anderen verantwortlich. Jedoch durch die Übertreibung dieses Antreibers können sie die eigenen Bedürfnisse nicht mehr achtsam wahrnehmen. Auf das direkte Umfeld können diese Personen sogar als manipulativ oder unaufrichtig wirken.
Perspektivenwechsel zum Schonen der Ressourcen: Weg vom Antreiber hin zum Erlauber!
• Ich muss nicht von allen gemocht werden, niemand wird das
• Ich nehme Rücksicht auf mich und die anderen
• Ich darf es auch mir selbst mal recht machen
• Ich bin OK, auch wenn mal niemand mit mir unzufrieden ist, davon geht die Welt nicht unter
Typ 4:
Glaubenssatz: ICH MUSS PERFEKT SEIN!
Wenn ich eine Arbeit mache, dann gründlich und fehlerfrei. Ich mag keine Schlamperei. Ich liefere einen Bericht erst ab, wenn ich ihn mehrere Male überarbeitet habe, denn ich finde immer wieder etwas zum Verbessern.
Viele Menschen, die diesen inneren Antreiber haben, sind der Meinung, dass sie viele Aufgaben noch besser erledigen hätten können. Sie kümmern sich selbst um nebensächliche Dinge am liebsten persönlich. Wenn diese Antreiber übertreiben werden, geht es nicht mehr nur um das Erreichen eines hoch gesteckten Ziels, sondern darum, dass kein Standard mehr gut genug ist. Man wird mit seinen Aufgaben so gut wie gar nicht mehr fertig, denn es könnte ja noch irgendwo ein Fehler schlummern, es könnte im Detail noch besser geplant werden oder perfekter dargestellt werden. Man muss immer noch besser werden.
Perspektivenwechsel zum Schonen der Ressourcen: Weg vom Antreiber hin zum Erlauber!
• Ich darf Fehler machen und aus ihnen lernen, so bin ich sympathisch
• So, wie ich bin, bin ich liebenswert
• Sein Bestes zu geben ist genug
• Ich darf einfach nur ich sein
Typ 5:
Glaubenssatz: ICH MUSS MICH ANSTRENGEN!
Du reißt dich oft zusammen, denn: Wer nie aufgibt, der erreicht alles – denn Erfolge muss man sich stets hart erarbeiten. Du glaubst daran, dass du alles schaffen kannst, und das auch ohne fremde Hilfe? Du zeigst stets Initiative, bist an allem und vielem interessiert, du arbeitest lange und intensiv?
Menschen mit diesem Antreiber haben häufig Zweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit und befürchten die anstehenden Aufgaben nicht bewältigen oder gesteckte Ziele nicht erreichen zu können. Oftmals fühlen sie sich überfordert, denn Anstrengung und Leistungsdruck sind ihnen gut bekannt. Im Grunde will dieser Glaubenssatz-Typus für sein Abmühen und das bewältigen schwieriger Aufgaben belohnt werden. Nach außen hin wirkt er jedoch oft belastet, angestrengt und verkrampft was ihm zusätzlich Energie und Kraft raubt. Eine gewisse Unbekümmertheit einiger Menschen können sie ganz und gar nicht nachvollziehen und deuten dies als Schwäche
Perspektivenwechsel zum Schonen der Ressourcen: Weg vom Antreiber hin zum Erlauber!
• Ich weiß, dass meine Kraft mir gehört
• Ich darf meine Aufgaben gelassener erledigen und mich über erreichtes freuen
• Ich muss es mir nicht unnötig schwer machen
• Auch was mir leicht von der Hand geht, macht Freude und ist wertvoll
• Ich darf mir auch mal helfen lassen
Niemand ist ohne innere Antreiber
Die inneren Antreiber wurden also als Forderungen durch Eltern und andere Autoritätspersonen bereits in unserer Kindheit im Bewusstsein verankert. Dies geschah durch Erfahrungen, Ermahnungen, Anweisungen, Vorleben, Belohnungen, etc. Mit einem „Erlauber“ setzt du deinen inneren Antreibern ihre positive Seite entgegen, du kannst diese stressigen Handlungsmuster deines Unterbewusstseins durchbrechen und negative Glaubenssätze auflösen. Du erteilst dir quasi die Befugnis auch anders handeln zu dürfen, zu entscheiden, wann und wie du deinen inneren Antreiber für dich positiv aktivierst um je nach Situation deinen Energie-Level zu schonen.
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