Warum es für uns oft sehr schwierig ist, etwas im Leben zu ändern.
Warum gehen wir Veränderungen oft aus dem Weg? Warum haben wir Angst vor ihnen? Warum schieben wir sie manchmal so lange vor uns her? Warum tun wir uns so schwer mit ihnen?
Häufig nehmen wir lieber in Kauf unglücklich- oder unzufrieden zu sein, als wirklich etwas in unserem Leben zu verändern. Das ist der schmerzliche Preis, den wir hierfür zahlen. Warum fällt uns dennoch Veränderung so schwer? Wie kommen wir nur besser in`s handeln?
Zunächst können wir immer wieder feststellen, dass Menschen nur dann „etwas ändern, wenn sie also mit dem Rücken zur Wand stehen und tatsächlich nicht mehr anders können. Davor haben sie jedoch oftmals schon einen langen Leidensweg hinter sich.
Die Gründe sind vielfältig, warum uns Veränderungen so schwerfallen.
Als Kollege, Freund oder Familienmitglied kann man oft nicht verstehen, warum jemand nicht schon längst etwas geändert hat. Aber am Ende des Tages ist der Mensch doch ein Gewohnheitstier und alte Gewohnheiten fühlen sich bequem an. Oft sagen Betroffene über sich, dass sie selber wissen, dass sie etwas ändern müssen und sich auch wirklich Veränderung wünschen. Aber es fällt schwer, da sie die Angst spüren, die ihnen die Veränderung macht. Die Angst vor Enttäuschung.
Warum ist das so? Es ist ein weit verbreitetes Phänomen und fast niemand kann sich selbst gänzlich davon freisprechen - meist völlig unbewusst macht sich ein Gedanke breit, der gleichzeitig vollkommen unbegründet ist: das „Worst Case Szenario“ in unseren Gedanken. Sowohl im Privaten als auch im Beruflichen, rechnet man sich erst einmal das Schlimmste aus, als die vielen positiven Möglichkeiten einer Veränderung zu sehen. Aber auch aus unserem Umfeld hören wir sehr oft Aussagen wie: „Es könnte ja noch schlechter sein“. Und wenn man konkrete Änderungsvorschläge anbietet, kommt postwendend ein „Ja schon, ABER …“ zurück. Sofort finden sich Gründe und Argumente, die sich gegen jeglichen Veränderungsvorschlag aufbauen.
Das alles sind verschiedene Ausprägungen eines gelerntenSchutzmechanismus, der jedoch mehr Schaden anrichtet, als er Nutzen bringt. Andererseits tun wir uns aber auch schwer mit den Veränderungen, weil das Bekannte uns Vertrauen und Sicherheit schenkt, selbst wenn es auf Dauer vielleicht unzufrieden, unglücklich oder gar krank macht. Obwohl wir dies aus Erfahrung wissen, verfallen wir immer wieder in alte Denkmuster und bleiben bei unserer Strategie: Wir nehmen gerne Risiken und Gefahren vorweg, wir neigen dazu, uns das Schlimmste auszumalen und finden Gründe, warum etwas nicht funktionieren könnte. Dies ist wissenschaftlich belegt. Die Entscheidungspsychologie zeigt in eindrücklichen Experimenten, dass wir empfindlicher für Verluste als für Gewinne sind. Es schmerzt uns beispielsweise mehr, den schlechten Job zu verlieren, als die Chance auf einen guten Job oder ein berufliches Weiterkommen zu verpassen. Das positive Denken, welches für Veränderung so unerläßlich ist, steht sehr oft hintenan.
Mit negativem Denken schaden wir uns selbst
Drei einfache Erfahrungen, die dies eindrücklich belegen:
1. Das eigene Selbstbewusstsein beginnt zu bröckeln
Immer wenn wir an uns selbst zweifeln, misstrauen wir unseren Fähigkeiten und somit uns. Bereits nach sehr kurzer Zeit wird sich dieser Selbstzweifel in unseren Gedanken ausbreiten und uns den Glauben an den Erfolg nehmen, so dass wir letztendlich tatsächlich scheitern werden.
2. Der eigene Stressgeist wird gefüttert
Ist es nicht enorm anstrengend, stets das Wort „Worst Case Szenario“ im Hinterkopf wie ein schweres Gewicht mit sich zu tragen? Dieses negative Mindset kann zu psychischen und im Weiteren auch zu körperlichen Erkrankungen führen. Wer bspw. stets denkt, dass der Chef, der/die Partner(in), Sportfreunde, etc. die eigenen Leistungen schlecht findet und kritisiert, der setzt sich selbst unter Druck. So entwickelt sich unnötiger Stress und Teufelskreis nimmt einen gefangen, denn um diesen negativen Gedanken zu entkommen, wird noch mehr und härter gearbeitet.
3. Wir berauben uns unserer Vorfreude
Die schönste Freude ist die Vorfreude, sagt der Volksmund. Und recht hat er. Dieses wunderschöne, motivierende Gefühl können wir nicht genießen, wenn wir negativ denken und vom Misserfolg ausgehen, uns Sorgen machen oder gar Angst haben.
Daran wird deutlich, wie stark wir auf Widerstände und Unannehmlichkeiten fixiert sind und uns selbst im Weg für erfolgreiche Veränderungen stehen.
Erkennen woher die negativen Gedanken kommen
Es ist gar nicht so leicht, diese schlechten, über Jahre etablierten Denkweisen loszuwerden. Was primär hilft, ist eine Selbstreflektion, in der man seine negativen Gedanken hinterfragt. Aber Achtung, Selbstreflektion braucht Ruhe, dafür ist unser Alltag mit all seinen Terminen, Verpflichtungen und Notwendigkeiten viel zu sehr von außen bestimmt. Nimm dir Zeit hierfür, denn so erhältst du einen guten Überblick und entwickelst ein Verständnis für dich und deine Werte. Du schenkst dir selbst die Möglichkeit, genauer hinzusehen und vielleicht sogar schon ein erstes Muster zu erkennen? Auch aufsteigende Gefühle und Gedanken sind beim Schreiben willkommen, auch sei zeigen Denkmuster, Glaubenssätze und „weiße Flecken“ welche für bestimmte Denk- und Verhaltensweisen verantwortlich sind. Hilfreiche Fragen hierzu können sein:
• Wer bin ich, wer und was will ich sein?
• Was will ich wirklich?
• Was sind meine Werte?
• Was sind meine Prioritäten?
• Welche Fähigkeiten habe ich und wo setze ich diese ein?
• Was gefällt mir an mir?
• Was mag ich nicht an mir und anderen?
• Warum ist dieses Ziel, diese Veränderung für mich so wichtig?
• Welche Bedürfnisse verbinde ich damit? Welche werden damit befriedigt? Welche nicht? (Unabhängigkeit, Sicherheit, Liebe, Freundschaft, Gemeinschaft, Selbstwert, Freiheit, Anerkennung)
• Wer und was sind meine Vorbilder? Was genau finde ich gut an Ihnen? Was kann ich von Ihnen lernen?
Durch diese Fragen erhältst du zunächst einmal eine Gesamtschau. Beantworte dir die Fragen spontan und ehrlich. Folge deinen ersten Impulsen und zerdenke sie nicht. So kannst du eine positive Einstellung und Verständnis entwickeln.
Wahrnehmen von möglichen Vorteilen und Chancen einer Veränderung
Erst wenn wir die Vorteile klar und deutlich sehen, verlieren wir die Angst vor Enttäuschung und Misserfolg in der Veränderung. Damit dies möglich wird, kann entsprechend der nachfolgend skizzierten Agenda vorgegangen werden:
1. Das entkräften des „Worst Case Szenario“!
Wie bereits angesprochen, neigen wir dazu, uns auszumalen, dass es noch schlimmer werden könnte. Oft führen wir diesen Gedankengang aber nicht wirklich zu Ende. Stelle dir doch einmal die Frage: Was wäre das Schlimmste, das geschehen könnte? Machen dies doch bitte einmal so explizit und detailliert, wie du nur kannst.
Wenn du diese Gedanken deines schlimmsten Szenarios mal zu Ende führst, dann wirst du unter Garantie entdecken, dass das Schlimmste, was durch die Veränderung passieren könnte, weniger Risiko und Gefahren birgt, als du befürchtet oder deine Gedanken dich fühlen haben lassen.
2. Der Nährboden für die Veränderung: Kraft und Zuversicht
Dinge, Situationen oder Rahmenbedingungen anzupacken und zu verändern brauch Kraft und eine optimistische Einstellung. Gerade die ersten Schritte sind es, die am meisten Kraft kosten. Um eben diese Energie zu entwickeln, Ressourcen freizusetzen und die ganze Kraft auf die Veränderung zu lenken, ist es wichtig, dass du auf deine Gedanken achtest. Sind sie positiver oder negativer Natur? Stelle dir immer das Gefühl, die Situation vor, wie sich das Erreichte anfühlt, wenn du es erreicht hast. Wie wirst du dich fühlen, wie wird dein Umfeld reagieren? Bleib in deiner Situation und schreibe sie dir gerne auf.
Frage dich darüber hinaus: Was gibt mir Kraft und Energie, damit ich etwas verändern kann? Der zweite Schritt in Richtung Veränderung besteht darin, für sich selber bewusst zu sorgen. Nimm dir jeden Tag etwas „Ich-Zeit“ – exklusiv für dich.
3. Jede Veränderung braucht Mut
Wenn man etwas verändern möchte, brauchen wir den Glauben an das Vertrauen und in den Erfolg der Veränderung. Und es braucht den Glauben an sich selbst. Mit Selbstvertrauen und Mut lässt sich die Angst vor dem Unbekannten besiegen.
Machen dir stets bewusst, welche anderen Hürden du bereits in deinem Leben gemeistert hast. Weißt du noch, wie du das geschafft hast und wie es sich anfühlte. Erinnere dich, was dir dabei geholfen hat?
4. Dein Körper als deine Ressource
Unsere Körperhaltung beeinflusst unsere Emotionen. Wer mit hängenden Schultern durch die Welt geht, strahlt Traurigkeit und wenig Zuversicht aus. Dieses Bild kennen wir alle. Um Veränderungen mit einer entsprechenden Entschlossenheit zu begegnen, gib deinem Veränderungswillen auch körperlich den richtigen Ausdruck. Gehe aufrecht und suche selbstbewusst Augenkontakt, du wirst spüren, wie besser und energievoller sich das von Mal zu Mal anfühlt. Auch den zuvor beschriebenen Mut kann mit der Geste des „Hände-in-die-Hüften-stemmens“ verbunden sein.
Diese und weitere Gesten können mit anderen Eigenschaften, die du für deinen Veränderungsprozess benötigst verknüpft werden. Immer wenn du diese Bewegung geistig hervorrufen oder ausführen wirst, rufst du so die damit verbundene Emotion oder Fähigkeit auf.
5. Die großen Ziele mit kleinen Schritten erreichen
Unser Gehirn ist darauf gepolt, Risiken zu erkennen und uns davor zu warnen. Übersetzt heißt dies, ein großes Ziel = ein großes Risiko. Nach dieser einfachen Gleichung richtet sich unser Gehirn aus und sendet uns Warnzeichen jeglicher Art, dies haben ich bereits Eingangs beschrieben. Was dir aber hilft: Mit kleinen Schritten umgehst du dein Angstzentrum. Ein kleiner Schritt wird als ungefährlich eingestuft. Also bleiben auch die großen negativen Gedanken aus. Es gibt keine Alarmzeichen. Und das Schöne an den kleinen Schritten ist, dass du dir damit regelmäßig auch kleine Erfolgserlebnisse durch das Erreichen der Teilziele verschaffst. (Diese Zusammenhänge werden sehr schön dargestellt im Buch von Robert Maurer One Small Step Can Change Your Life. The Kaizen Way.)
Oft braucht es gar nicht die ganz großen Veränderungen auf einmal. Bereits kleine Steine können einen Felsen ins Rollen bringen. Suche dir einen ersten kleinen Veränderungsschritt aus. Lege ihn dir ganz bewusst als ein möglichst konkretes Teilziel fest, das du als Nächstes angehen wollen. Und dann, wenn du es erreicht hast, lege dein weiteres Teilziel fest. Diese kleinen Schritte sind wie einzelne kurze Projektsprints auf dem Weg zu deinem Ziel.
Wenn auch für dich Veränderung gerade ein Thema ist, du also gerade wieder an einem Punkt stehst, wo du deine Komfortzone verlassen musst/möchtest, dann hoffe ich, dir mit diesem Beitrag etwas geholfen oder zumindest Veränderungsinspiration geschenkt zu haben.
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